„Eigentlich reihte sich auf der Reise ein Höhepunkt an den vorherigen.“
Meine Frau und ich, nach heutiger Bezeichnung „Best Ager 60plus“, hatten bislang keine Erfahrungen mit Fernreisen gesammelt. Die weitesten Reise-Distanzen waren bislang die Kanaren oder die Türkei. Auf das Reiseziel Südafrika hatten uns Freunde gebracht, die selbst schon viele Fernreisen mitgemacht haben, allerdings immer als Gruppenreisen. Dies sei der Ausgangspunkt für alle weiteren Beschreibungen; denn dies soll kein Reisebericht sein, sondern vielmehr die Darstellung einer Reiseerfahrung mit allem, was vorweg und drum herum vielleicht für andere, die mit der Durchführung einer Fernreise zögern, überzeugen kann, es doch zu tun. Von „Highlights“ der Reise werden wir natürlich auch berichten.
Warum fiel nun unsere Entscheidung auf Südafrika?
Nun, anhand der Beschreibungen, die man heutzutage angefangen von klassischen Reisekatalogen bis hin zu einer Vielzahl von Informationen und Angeboten im Internet bekommt, erhält man eine breite Übersicht über alles, was Südafrika prägt und besonders macht für eine Reise dorthin. All das hat neugierig gemacht und letztendlich aufgrund der Vielfalt des Landes und der unterschiedlichen Möglichkeiten, die Reise zu gestalten, die Wahl treffen lassen.
Die Antwort auf die Frage, entweder eine klassische Rundreise zu machen oder dies als Selbstfahrer in Angriff zu nehmen, war für uns schnell gefunden. Denn bei einer klassischen Rundreise sind die einzelnen Reiseetappen bzw. –ziele nicht nur zeitlich „in Beton gegossen“ (was verständlich ist), sondern die Fahrtetappen betragen jeweils mehrere hundert Kilometer am Tag, weil meistens im Krüger Nationalparkbegonnen wird und in Kapstadt die reisen enden. Insofern haben wir uns bei der Entscheidung, selbst zu fahren, auf einen „Klassiker“ für Südafrika beschränkt, der Garden Route mit dem Ausgangspunkt Port Elizabeth und dem Endpunkt Kapstadt. Ich werde weiter hinten noch etwas dazu schreiben.
Eine Anmerkung sei an dieser Stelle zur sprachlichen Verständigung gemacht. Wenn man Selbstfahrer ist, sollte sich zumindest einer ausreichend in Englisch verständigen können, sei es, um nach dem Weg zu fragen oder Informationen in den Unterkünften oder bei Besichtigungen aufnehmen oder austauschen zu können. Als Selbstfahrer entscheidet man natürlich im zeitlichen Rahmen alles individuell, soll heißen, beim täglichen Aufbruch zu einem neuen Ziel kommt es auf 10 Minuten oder einer viertel Stunde nicht an. Da kommt eben kein Stress, weil schon wieder jemand von der Reiseleitung zum Aufbruch mahnt. Was aber noch entscheidender ist: man kann unterwegs anhalten, wo es besonders schön oder interessant ist oder einfach eine Pause machen, wenn man will.
Im Vorfeld – dem Stadium der Reiseplanung – war natürlich auch die Überlegung vorhanden, ob das Fahren im Linksverkehr nicht zu ungewohnt ist und große Probleme macht, wenn die letzte Erfahrung damit fast 40 Jahre zurückliegt. Aber das war überhaupt nicht der Fall. Zwar ist es für mich auf den ersten Kilometern von der Autoübernahme am Flughafen von Port Elizabeth zunächst ungewohnt gewesen, links zu fahren. Aber durch die doch sehr geringe Verkehrsdichte verglichen mit Deutschland selbst in der Millionenstadt Port Elizabeth als dann auch auf den Fernstraßen wie der N2 und erst recht auf den kleineren Landstraßen kann man sich an das Linksfahren sehr schnell gewöhnen. Außerdem hatte ich meine Frau an der (Beifahrer-)Seite, die mit auf die richtige Straßenseite geachtet hat.
Das Autofahren ist insgesamt – ob inner- oder außerorts – sehr entspannt. Wenn man auf einer Fernstraße überholt wird, dann weicht man auf dem fahrspurbreiten Randstreifen aus und gibt den Überholenden Platz, was mit einem kurzen Warnblinker-Blinken vom Überholenden gedankt wird. Für das sichere Auffinden unserer Unterkünfte und Besuchsziele hatte ich ein Navigationssystem mit gemietet. Man braucht es nicht unbedingt. Aber da nicht alle Ziele wie bei uns in Deutschland mit Ortsnamen und Straßen, sondern nur mit GPS-Koordinaten verortet sind, war dies doch eine hilfreiche Unterstützung zum Finden des richtigen Ortes.
Ein weiterer Aspekt bei der Reise-Vorplanung war die Frage nach der Sicherheit im Land, insbesondere in den großen Städten. Ebenso war die Frage zu klären, welche Schutzimpfungen notwendig oder empfohlen sind.
Zur Sicherheit im Lande vorweg die generelle Feststellung: wir hatten zu keinem Zeitpunkt der Reise, ob auf dem flachen Land oder zum Schluss in Kapstadt eine kritische Situation oder auch nur ein unsicheres Gefühl. Wenn man zu Besichtigungszielen wie Naturparks oder Wildparks fährt, dann sind diese stets eingezäunt und man fährt durch ein kontrolliertes Tor dort hinein. Soll heißen, in den Parks oder Reservaten ist immer zahlreich Security-Personal vorhanden und man selbst und das Fahrzeug sind quasi „automatisch“ unter Bewachung. Mitgeführtes Reisegepäck ist also im Auto sicher untergebracht.
Wenn man eine Stadtbesichtigung in kleineren Ortschaften macht, z. B. Hermanus oder Stellenbosch, dann kommen sofort in der Regel Einheimische auf einen zu, die für wenige Rand ( 5 bis 10) das Auto im Auge behalten – bezahlt wird bei Abfahrt. Man sollte aber das komplette Gepäck trotzdem im Kofferraum verstauen und nichts im Wagen liegen lassen, denn letzte Sicherheit gibt es bestimmt nicht.
Leider ist Südafrika aber geprägt von großen sozialen Unterschieden, was sicherlich allgemein bekannt ist. Auffallend in den etwas größeren Ortschaften sind die Stadteile mit großzügigen und in der Regel gut gesicherten Grundstücken und Gebäuden der wohlhabenden Menschen einerseits, in denen auch die Reise-Unterkünfte liegen. Auf der anderen Seite sieht man dann an den Ortsrändern die teilweise erbarmungswürdigen Behausungen der Townships.
Nicht nur tagsüber sondern auch abends sind aber alle, ob arm oder reich, auf den Straßen unterwegs . Insofern haben wir für abends die Ratschläge unserer Gastgeber befolgt, nicht mehr zu Fuß unterwegs zu sein. Am Schluss der Reise in Kapstadt haben wir uns abends mit dem Taxi zum touristischen Hotspot, der Waterfront, fahren lassen, auch deshalb, um unbedenklich auch „ein Gläschen“ trinken zu können. Man kann dort allerdings auch in unmittelbarer Nähe in Parkhäusern parken.
Gefahren mit Blick auf die afrikanische Tierwelt außerhalb der Reservate waren auch kein Thema. Wir haben auf der gesamten Tour nur einmal eine kleine Gruppe Paviane gesehen, die gemächlich die Fernstraße N2 überquerten. Aber das war dann eher interessant als gefährlich, sofern man nicht versucht ist, die Tiere zu füttern (was offiziell auch verboten ist!).
Gesundheitsschutz durch Impfungen ist im Vorfeld abzuklären oder sicherzustellen. Wir haben uns mit einem 5-monatigen Vorlauf gegen Hepatitis A + B sowie gegen FSME impfen lassen. Da wir im November gereist sind, haben wir uns auch zeitnah eine Grippeschutzimpfung geben lassen. Da wir ausschließlich durch Malaria-freies Gebiet gereist sind, brauchten wir uns darum nicht zu kümmern.
Weitere wichtige Überlegungen bei der Reiseplanung waren natürlich der Reisezeitpunkt, die Reisedauer und die Reiseroute. Wir haben uns ganz bewusst auf die Eastern Cape Region und Western Cape Regionbeschränkt, also die klassische Garden Route. Bei der Frage, dies in Ost-West- oder West-Ost-Richtung abzufahren, haben wir uns für die Ost-West-Variante von Port Elizabeth nach Kapstadt entschieden. Dies unter dem Aspekt „von den Tieren zu den Menschen“. Wie sich vor Ort dann zeigte, hatte das auch – wie weiter vorne schon beschrieben – den Vorteil, dass die Links-Fahr-Gewöhnung in Kapstadt mit ca. 5 Millionen Einwohnern und entsprechendem Verkehr schon vorhanden war.
Nach Ankunft in Port Elizabeth im Anschluss an unseren 10stündigen Nachtflug Frankfurt-Johannesburg haben wir dann eine „Erholungsnacht“ in Port Elizabeth eingelegt. Am folgenden Tag sind wir dann in das Amakhala Private Reserve gefahren, um dort mit dem Highlight, einem 2-tägigen Lodge-Aufenthalt und Safaris, also den „Tieren“ zu beginnen. Der Reiseausklang war dann mit 4 Übernachtungen in Kapstadt, also bei den „Menschen“. So ‘rum hat es uns gut gefallen. Reisedauer waren mit An- und Abreise 18 Tage, also 16 Tage vor Ort, was wir als ausreichend empfunden haben. Wir sind von Anfang bis Mitte November 2013 gereist. November deshalb, weil man damit noch in der Vorsaison liegt, also die Besichtigungs-Hotspots nicht zu stark besucht sind, was sich auch bestätigte. Denn ab Mitte Dezember bis Januar ist in Südafrika Hauptsaison. Vom Klima und den Temperaturen her ist man im Übergang vom südafrikanischen Frühling zum Frühsommer. Die Tagestemperaturen lagen zwischen 20° und 30° C, je nachdem ob man am Meer oder im Landesinneren war.
Die von TerraVista Erlebnisreisen vorgeschlagenen Unterkünfte, der Reiseverlauf und das Reiseprogrammwaren optimal ausgearbeitet. Die gebuchten Unterkünfte waren durchweg sehr gut. Die Sorge, eventuell in zu schmalen und durchgelegenen Betten nächtigen zu müssen, war vollkommen unbegründet. Alle Zimmer und deren Ausstattung entsprachen vollkommen und darüber hinaus europäischen Standards. Sie waren liebevoll, teilweise originell eingerichtet und dekoriert. Meistens erwartete uns auch ein spezieller Willkommensgruß. Was insbesondere bestach, war die aufrichtige Freundlichkeit und Herzlichkeit, die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Gastgeber. Tipps für Restaurants und Unternehmungen gab es auch ungefragt. In keiner Unterkunft hatten wir bei den Gastgebern auch nur annähernd das Gefühl, als „Touris“ abgefertigt zu werden, obwohl wir in der Regel nur ein oder zwei Nächte Aufenthalt hatten.
Die zusätzlichen Kosten für Essen und Trinken, Eintritt in Tierparks oder Reservate oder für Ausflüge sowie für das Tanken sind überaus günstig im Vergleich zu Deutschland. Als Beispiele seien genannt: die teuersten Gerichte in Restaurants lagen in der Regel nicht über 150 Rand, was ca. etwas über 11,-€ sind. Vorspeisen lagen bei umgerechnet 3 bis 6 €. Getränke kosten in Restaurants nicht mehr als in einem Geschäft. Ein 0,4l Bier war für 1,50€ zu haben, eine gute Flasche Wein für 8 bis 10 €. Was die kulinarischen Genüsse angeht, kann man ja im Internet nachlesen, dass das Essen und Trinken nicht nur relativ günstig sondern auch qualitativ und quantitativ sehr gut ist. Favoriten sind (und waren auch für meine Frau und mich) Fleischgerichte, in unserer Präferenz lecker-zarte Kudu- oder Straußensteaks und auch Fischgerichte. Wenn man tolle Fischgerichte essen möchte, dann können wir das Baia Seafood Restaurant an der Waterfront in Kapstadtnur wärmstens empfehlen. Mit Blick auf den Tafelberg haben wir dort ein Gericht „catch of the day“ mit Baby-Lobster gegessen, einfach wunderbar! Ein Highlight unseres Aufenthaltes in Kapstadt. Wenn man ein bestimmtes Restaurant am Abend besuchen möchte, ist man aber gut beraten, sich zeitig vorher am Tag (oder sogar am Vortag) einen Tisch reservieren zu lassen, denn die Restaurants sind immer gut besucht. Dies gilt unabhängig von der Größe des Ortes, in dem man sich aufhält! Das haben wir am Anfang der Reise dann schnell lernen können.
Kraftstoffkosten für das Fahrzeug sind auch recht günstig. Für einen Liter Benzin haben wir ca. 1,-€ bezahlt. Eintrittspreise in Reservate oder Tierparks lagen bei umgerechnet 10 bis 25,-€ pro Person.
Was bleibt als Fazit, als Erinnerung in der Rückschau?
Die Reise war eine ganz tolle Erfahrung und bleibt mit Sicherheit unvergesslich, weil sie auch mit einem aktiven Urlaub in Europa nicht vergleichbar ist. Die Weite und Vielfalt der Landschaft, die Natur mit ihrer abwechslungsreichen Tier- und Pflanzenwelt ist beeindruckend. Bei der Landschaft findet man in wechselnder Folge Berge und Gebirge, traumhafte Strände an langen Küstenabschnitten, meist menschenleer, und Halbwüsten im Landesinneren wie der Kleinen Karoo. Dann wiederum fährt man durch Gebiete mit Getreidefeldern, soweit das Auge reicht, oder durch Weinfelder vor malerischer Gebirgskulisse.
Wilde Tiere in den Reservaten, wie Elefant, Nashorn, Giraffe, Löwe, Gepard und Antilopenunterschiedlichster Art beeindrucken schon deshalb, weil sie in ihrer angestammten Umgebung beobachtet werden können. Das weltstädtische, quirlige Leben und die Lage von Kapstadt und dessen Umgebung setzte dann nochmals einen beeindruckenden Kontrapunkt zum vorher Gesehenen und Erlebten. Eigentlich reihte sich auf der Reise ein Höhepunkt an den vorherigen. Wenn wir aber noch für uns Besonderes herausstellen sollen, dann war es zum einen der fantastische Sternenhimmel beim Aufenthalt im Amakhala Reservat oder die Situation, ein gerade geschlüpftes Straußenküken aus dem Brutschrank heraus genommen in den Arm nehmen zu können und schließlich beim Walewatching in Hermanus ein Muttertier mit ihrem weiß pigmentierten Baby direkt neben dem Boot im Meer spielen zu sehen. Das sind alles unvergessliche Momente für uns.
Diese Reise hat bei uns „einen Virus gelegt“, welches mit Abstand zu allem Gesehenen und Erlebten jetzt ein paar Wochen nach der Reise immer stärker wurde, nämlich der Wunsch, auf jeden Fall nochmals nach Südafrika zu reisen, denn längst nicht alles konnte angeschaut oder mitgemacht werden und selbst „Wiederholungen“ sind es allemal wert, durchgeführt zu werden.
Haben Sie Lust auf diese oder eine ähnliche Reise bekommen? Dann schauen Sie sich doch einfach mal unsere Südafrika Mietwagenreise „Garden Route für Geniesser“ an.