„Alles ist grün und an jeder Ecke gibt es spektakuläre Aussichtspunkte zu entdecken.“
Den Tipp, auf die portugiesische Inselgruppe der Azoren zu reisen, bekamen wir von einer Kollegin, die mein Jammern, in Kapstadt vergangenes Jahr keine Wale gesehen zu haben nicht mehr ertragen konnte. Auf den Azoren könne man ganzjährig Walbeobachtungsfahrten machen, hieß es. Dafür müsse man nicht bis nach Afrika reisen. Kaum erzählte ich meiner Frau davon, begab diese sich auch schon auf die Suche nach einem geeigneten Angebot für uns. Eine Gruppenreise kam für uns nicht in Frage, wir wollten lieber selbst fahren und so stießen wir auf „Die große Azoren Mietwagenrundreise“ des Reiseveranstalters TerraVista Erlebnisreisen.
Die Idee, auf mehrere Inseln des Archipels zu reisen, erschien uns nach kurzer Recherche sinnvoll, da die Vielseitigkeit der portugiesischen Inselgruppe sich erst in Kombination mehrerer Inseln voll entfaltet. Wir buchten also noch für dasselbe Jahr eine Tour im August, die auf der Insel São Miguel startete und mit einer hervorragenden Direktverbindung von Frankfurt aus erreichbar war. TerraVista sorgte für die reibungslose Übergabe der Mietwagen am Flughafen und Fähranleger sowie für die Buchung der Unterkünfte und rüstete uns mit vielen hilfreichen Reisetipps und -unterlagen für unsere Mietwagenrundreise aus, die über 17 Tage gehen sollte.
In Ponta Delgada, im Süden der Hauptinsel angekommen, besuchen wir am ersten Abend direkt die hübsche Altstadt, genießen den Anblick der historischen Bauwerke, der Kirchen und des Stadttores, bevor wir zum Abendessen in ein gemütliches Restaurant einkehren. Info-Flyer für Walbeobachtungsfahrten liegen an diversen Stellen und im Hotel bereits aus, wir entscheiden uns allerdings für einen späteren Termin und wollen von einer anderen Insel aus die Tour unternehmen. Anstelle dessen fahren wir am kommenden Tag zunächst in den Westen der größten Insel des Archipels und bemerken bereits nach einer halben Autostunde, dass uns der ländliche Charme der Insel geradezu in seinen Bann zieht.
Die Straßenränder sind gesäumt von Hortensienhecken, alles ist grün und an jeder Ecke gibt es spektakuläre Aussichtspunkte zu entdecken. Wir geraten ins Schwärmen und erreichen bald die malerischen Vulkanseen Lagoa Verde und Lagoa Azul bei Sete Cidades, an denen wir eine kleine Wanderung in der erfrischenden Sommerluft des vulkanischen Gebirges unternehmen und das Farbspiel durch die Spiegelung der Natur in den seichten Seen genießen. Unsere zweite Anlaufstelle an diesem Tag unserer Mietwagenrundreise sind die Ananasplantagen von Fajã de Baixo, wo wir zunächst durch die Gewächshäuser strolchen, bevor wir uns im Shop mit einigen Köstlichkeiten wie der Ananasmarmelade eindecken. Tag 2 unserer Reise geht entsprechend in den Osten der Insel. Nach morgendlichem Nebel reißt die Himmeldecke schließlich auf, sodass wir das Baden in den heißen Quellen des Terra Nostra Parks unter blauem Himmel genießen können. Die tropische Anlage und der Anblick einiger blubbernder Naturbäder in der vulkanisch aktiven Stadt Furnas entschädigen für den schwefelartigen Geruch. In den dampfenden Erdlöchern wird auch der traditionelle Eintopf Cozido zubereitet, den wir anschließend im Städtchen testen dürfen.
Am nächsten Morgen stehen ein kurzer Flug und die Mietwagenübergabe auf der Insel Terceira bevor. Im Hotel Quinta das Mercês fühlen wir uns gleich pudelwohl. Die Lage mit Blick aufs Meer ist hervorragend und wir genießen die persönliche Atmosphäre des eleganten Hotels, das für die kommenden 2 Nächte unser Zuhause ist. Nach ein paar morgendlichen Schwimmzügen im Pool erkunden wir am nächsten Tag die UNESCO Weltkulturerbe-Stadt Angra do Heroísmo, die auch zugleich Hauptstadt der drittgrößten Insel des Archipels ist. Die einst durch ein Erdbeben gänzlich zerstörte Hafenstadt wurde bald darauf im alten Renaissance-Stil wieder neu errichtet. Vom Alto da Memória hat man einen wunderbaren Rundumblick auf die Stadt. Wir lassen es ruhig angehen und fahren am Nachmittag in den circa 20 Kilometer von Angra, an der Nordküste gelegenen Ort Biscoitos, wo wir eine geführte Tour durch das Weinmuseum mit angrenzendem Weingut unternehmen. Besonders der traditionelle, süße Dessertwein hat es uns angetan. Leider erhaschen wir auf unserem Rückweg nach Angra anschließend nur einen kurzen Blick in das Innere des circa 100 Meter tiefen Vulkanschlots „Algar do Carvão“, das um 18:00 pünktlich schließt. Macht nichts, wir sterben vor Hunger und freuen uns umso mehr auf fangfrischen Fisch in einem der vielen guten Fischlokale von Terceira.
Wir verlassen am nächsten Vormittag nur ungern unser schönes Hotel, im gleichen Zuge steht allerdings schon das nächste Inselerlebnis auf unserer Azoren Mietwagenrundreise bevor. Es geht auf die Blumeninsel Flores. Am westlichen Rand Europas liegt die kleine Insel des Archipels, die besonders für Ihre üppige Naturlandschaft bekannt ist. Viel Regen und milde Temperaturen lassen die Flora erstrahlen. Wir haben Glück. Die Blumen blühen auch für uns, unsere Regenjacken dürfen wir hingegen in den kommenden Tagen im Auto liegen lassen. Die Insel ist, was die einzigartige Vegetation betrifft, unser bisheriger Favorit. Wir genießen die eine oder andere ausgiebige Wanderung im UNESCO-Biosphärenreservat, unter anderem die 3,5stündige von Fajã Grande nach Ponta Delgada mit ihren Wasserfällen, atemberaubenden Blicken klippenabwärts und dichter Bewaldung. Unsere Mietwagenrundreise auf den Azoreninseln wird zum Aktivurlaub und wir machen noch einen Abstecher zu den Seen im Landesinneren, die pittoresk von Bergketten umschlungen sind.
Nach einem schönen Abschiedsabend von der Insel Flora mit azorischem Käse und einem guten Fläschchen Wein sitzen wir am kommenden Morgen im Flieger nach Faial. Für diese Insel steht die lang ersehnte und hoffentlich erfolgreiche Walbeobachtungsfahrt auf dem Programm. Nach dem Einchecken in das Quinta das Buganvillas Hotel, besuchen wir zunächst das Walmuseum, bevor wir uns in der trendig-urigen Bar, dem Peter Café Sport wiederfinden. Scheinbar gibt es hier Gin Tonics zum Spottpreis – wir sind jedenfalls die einzigen Gäste ohne den bekannten Longdrink in der Hand.
Noch am selben Abend buchen wir an der Theke unsere Tour für den nächsten Tag und können vor Aufregung kaum schlafen. Beim Ablegen nehmen wir schnell eine Tablette gegen Seekrankheit, denn wir hörten zuvor vom doch recht unruhigen Wellengang auf dem Atlantik und wollen uns dieses Erlebnis nicht vermiesen lassen. Nach einer kurzen, aber zügigen Fahrt aufs offene Meer, sehen wir bereits eine Flosse in der Ferne und ruckzuck gesellen sich zu dieser Sichtung noch drei weitere Wale und ein paar Delfine. Wir sind mehr als angetan von den großen Meeressäugern und erreichen überglücklich das Festland, das uns anschließend wirklich sehr fest vorkommt. Mit atemberaubenden Flossen-Fotos im Gepäck begeben wir uns zum Abschluss des Tages noch zu Aussichtspunkt Nossa Senhora da Conceicão und blicken, in Gedanken versunken auf die Bucht von Horta hinab. Die Spuren der vulkanischen Aktivität auf Faial sind im Gestein und der Struktur der Insel noch sehr deutlich zu erkennen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück führt uns unsere Mietwagenrundreise über die Azoreninseln schließlich auf die Insel Pico, die durch den gleichnamigen und höchsten Berg Portugals eine gewisse Bekanntheit genießt. Wir nehmen heute zur Abwechslung die Fähre, checken fix ein und klappern anschließend ein paar versteckte Strandbuchten (Pocinho und Calhau) ab, wo wir unser Schnorchel-Equipment auspacken. Hier kann man wunderbar die Seele baumeln lassen. Die Weinkeller von Adegas, die ebenfalls zum Weltkulturerbe zählen, lassen wir heute aus. Wir übernachten im schönen Madalena und unternehmen von hier aus auch unsere Inselrundfahrt auf eigene Faust. Zunächst besuchen wir das Kunsthandwerksdorf São Mateus, das schon nach weniger als 15 Kilometern erreicht ist, es folgt ein Blick hinter die Kulissen bei der Käseherstellung in São João und schließlich bestaunen wir die Kraterseen im Hochland. Während unseres Tagestrips können wir den Pico von unterschiedlichen Blickwinkeln aus der Ferne betrachten und die Vorfreude auf unseren morgigen Aufstieg des 2.351 Meter hohen Berges steigt.
Vorbei an den einprägsamen rotharzigen Drachenbäumen, ortsauswärts von Madalena, führt uns unsere Reise nach einem stärkenden Frühstücksbuffet zum Ausgangspunkt der Wanderung, der Casa de Apoio, die in 1200 Metern Höhe liegt. Die sechsstündige Wanderung entpuppt sich bald als eines der schönsten Erlebnisse auf unserer Azoren Mietwagenrundreise. Die atemberaubende Natur, auf die wir hinabblicken, hilft den inneren Schweinehund zu überwinden, der uns einige Male im Wege steht. Hier wachsen und gedeihen trotz der vulkanischen Überreste einige Pflanzenarten – zumindest bis wir die dichte Nebeldecke durchbrechen. Die Strecke danach ist mühsam, aber einfach wunderschön und wird am Gipfel mit der Sichtung des Picinho belohnt. Am Abend fallen wir unsagbar müde ins Bett und freuen uns auf Ausschlafen, denn die Weiterreise nach São Jorge und damit der letzten der von uns besuchten sechs Inseln des Archipels ist erst am Mittag.
Die sogenannte Käseinsel verdankt ihren Spitznamen dem guten Ruf, den sie durch die Herstellung des recht intensiven Inselkäses erlangt hat. Neben gutem Käse hat die Insel tolle Aussichtspunkte an der Küste und idyllische Dörfer zu bieten, die bei einem kurzen Stadtbummel erkundet werden können. Am letzten Abend unserer 17-tägigen Inselhopping-Reise genießen wir den Blick vom kleineren Pico da Velha auf die lichterreiche Südwestküste mit dem Örtchen Velas, wo wir am Vortag mit der Fähre von Pico angelegt haben. Auf diese Weise verabschieden wir uns von einer ereignisreichen und doch erholsamen Erlebnisreise auf den Azoren-Inseln und planen alleine aufgrund der sicheren Walbeobachtungen schon an einem baldigen Wiederkommen.
Haben Sie Lust auf diese oder eine ähnliche Azoren Mietwagenrundreise? Dann lassen Sie sich von unseren Azorenreisen inspirieren!